Das Mobilitätsunternehmen Flix will auf der Schiene noch mehr Fahrt aufnehmen und dabei der Deutschen Bahn noch mehr Konkurrenz machen. Jetzt wurden insgesamt 65 Hochgeschwindigkeitszüge bei Siemens Mobility und dem spanischen Herstellenden Talgo bestellt. Die Investitionssumme soll bis zu 2,4 Milliarden Euro betragen. Mehr als eine Milliarde davon sei schon jetzt finanziert.
„Mit den zusätzlichen 65 Zügen werden wir die dann größte private Fernverkehrsflotte Europas betreiben“, sagte Flix-CEO André Schwämmlein dem Handelsblatt. Die Züge sollen bis zu 230 km/h schnell fahren können. Flix ziele mit diesem Schritt direkt aufs lukrative Fernverkehrsgeschäft der Deutschen Bahn ab.
Demnach werden die neuen Fahrzeuge zudem erstmals nicht Second Hand gekauft. Bisher hat Flix vor allem gebrauchte Züge und Busse genutzt. Mit der jetzt angekündigten Bestellung wolle das Unternehmen allerdings die eigene Rolle im europäischen Fernverkehr massiv erweitern. Wie André Schwämmlein ankündigte, wolle man ein Angebot ermöglichen, „das den Wettbewerb mit den Staatsbahnen keinesfalls scheuen muss“, sowohl in Sachen Komfort als auch bei der digitalen Infrastruktur.
Geliefert werden die neuen Züge vom spanischen Herstellenden Talgo. Sie sollen auf dem Modell „Talgo 230“ basieren, welches in Zukunft auch bei der Deutschen Bahn als ICE L zum Einsatz kommen soll. Für den Antrieb solllen demnach Vectron-Loks von Siemens Mobility sorgen. Alle Einstiege sollen barrierefrei sein, auch WLAN soll an Board verfügbar sein und auch Features wie eine Klimatisierung soll geplant sein. Die Züge sollen sowohl fürs deutsche Hochgeschwindigkeitsnetz als auch für andere europäische Länder zugelassen werden – inklusive der dort sehr oft sehr abweichenden Stromsysteme.
„Wir wollen mit dem gleichen Zug ganz bewusst mehrere Länder bedienen können“, so Schwämmlein. Damit will sich Flix gezielt da positionieren, wo die Deutsche Bahn bisher kaum Angebote macht: im grenzüberschreitenden Verkehr. Zwar gibts Pläne für Kooperationen wie in Zukunft mit der italienischen Trenitalia und der ÖBB für eine Verbindung München–Mailand, das sei aber laut Branchenkennenden noch lang nicht genug.
Flix versteht sich auch nicht als klassisches Verkehrsunternehmen, sondern als Plattform: dabei werden die Busse und Züge von Partnerfirmen betrieben, während Flix lediglich die Routen, Ticketpreise sowie den Vertrieb steuert. 2023 beförderte Flix dabei weltweit 81 Millionen Fahrgäste und erzielte einen Umsatz von ca. zwei Milliarden Euro. Das operative Ergebnis lag demnach bei 104 Millionen Euro, was ein Plus von 97 Millionen im Vergleich zum Vorjahr darstellt.
Das Geschäft mit Fernbusreisen ist vor allem auf internationalen Strecken besonders profitabel. Genau da sieht Flix aber auch auf der Schiene großes Potenzial. Einer Marktanalyse der Strategieberatung OC&C zufolge könnte der deutsche Markt für Hochgeschwindigkeitszüge bis 2030 um 45% wachsen, europaweit werde ein jährliches Wachstum von vier bis fünf Prozent erwartet.